:irre :irre :irre
Ich kann es nicht mehr hören, diesen Spruch: "Wir machen das ja nicht um Geld zu verdienen, aber die Kosten sollten gedeckt sein!"
Was für ein Blödsinn!
"The 666 Daredevils". Noch nie gehört ??? OK, ich auch nicht, aber sie fordern 450 Euro Gage, dazu natürlich die üblichen Standards: Hotel, Getränke bis zum umfallen und so weiter... Unterm Strich kostet der Spaß dann mit Technik und allem drum und dran gut 1000 Euro. Es müssten mindestens 200 Gäste kommen, von denen jeder 5 Euro Eintritt zahlt. Auch wenn mir einer von den "666 Daredevils" voller Stolz erzählt, dass sie schon mit PAYOLA zusammengespielt haben und das war ja die Vorband von SMOKE BLOW... Wir müssen doch nur ein dickes Foto im Stadtmagazin bekommen. Was überhaupt kein Problem ist, denn der Bruder vom 666 Daredevils Gitarristen kennt jemanden der mal zusammen mit dem Redakteur in einer WG gewohnt hat.
Wenn er sich so sicher sei, wäre doch für ihn eine Beteiligung an der Abendkasse am allerbesten, oder nicht? Nein das würde nicht gehen, sie müssen doch einen Bus mieten, die Kosten für Benzin und ob ich mir schon mal überlegt hätte wie viel Gitarrensaiten kosten würden? „Wir machen das alles ja nicht um Geld zu verdienen, aber die Kosten..., die sollten doch gedeckt sein!"
Eine Fehleinschätzung, die nicht nur im Amateurlager zu finden ist. Die meisten Freizeitrocker sind auf Grund der Tatsache, dass sie von der Musik nicht ihren Lebensunterhalt finanzieren können, in einem Beruf tätig, oder bekommen ihr Geld anderweitig (Eltern, Bafög etc...). Kurz um, die Musik ist ihre Freizeitbeschäftigung. Wenn eine Segel-Yacht miete, muss ich die bezahlen. Natürlich wird im Gegensatz dazu mit Konzerten Geld verdient. Und es sollte sich gerade in unserer Liga niemand auf Kosten des anderen bereichern. Darum ist ein geteiltes Risiko, in Form einer Kassenbeteiligung nur fair. Ich organisiere die Konzerte aus Leidenschaft, oder um eine bestimmte Kultur zu transportieren und nicht um davon zu leben. Das gleiche gilt m.E. nach auch für die Musiker.
Denn sind wir doch mal ehrlich, jede Band die unter 10.000 Platten verkauft, kann davon nicht leben. Warum arbeitet wohl Jack Letten von Smoke Blow als Kindergärtner, anstatt wie ein anständiger Rockstar, saufend mit ein paar Groupies am Pool zu liegen? Die großen Plattenfirmen nehmen zwar fast jede Band unter Vertrag die an diese Verkaufszahl heranreicht. Aber letztendlich werfen sie nur viele Puddinge an die Wand und gucken welcher kleben bleibt. Das blöde ist, dass sich viele darüber nicht im klaren sind. Es wird hier mit der gleichen Hoffnung & Sehnsucht gespielt die, die Leute zu den Castings von „Deutschland Sucht Den Superstar“ treibt. Ein Phänomen das leider nicht vor der Inependent-, und Punk-Szene halt gemacht hat, wo jeder insgeheim von einer „OFFSPRING-NIRVANA-TOCOTRONIC-Karriere“ träumt, sobald er seine ersten drei Akkorde geschrammelt hat (die ja nur gut genug promotet werden müssen um die Charts zu stürmen).
Vorbei ist die Ära in der Bands und Künstler einfach nur Lust hatten, zu spielen, sich dazustellen, oder politisch etwas zu bewegen und darum für einen Kasten Bier von Norden nach Süden gefahren sind. Offensichtlich ist die Deckung der Kosten, das Geld wichtiger, als die eigentliche Sache, die Kunst, der Eprit! Das Resultat: Es gibt weniger Clubs. Die Szene wird kleiner, schlussendlich stehen über 200 Mediamärkten bundesweit nur noch
30 Independplattenläden gegenüber (Tendenz schließend).
Ist es erst mal soweit das die Handelswege in nicht so ferner Zukunft monopolisiert sind, werden Bands wie „The 666 Daredevils“ nur noch auf ihrer Abi-Party spielen. Kapitalismus ist wie Massentierhaltung: Wer in diesem Sinne unter 10.000 Eier legt wird zu Hühnerfrikassee in Dosen verarbeitet! Willkommen beim „Chicken Run!“.